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De Plattschnacker – Mundart in Mecklenburg Vorpommern

Wenn es um Dialekte geht, gibt es in Deutschland meist zwei Parteien: Die einen lieben die regionale Sprache mit der sie aufgewachsen sind; die anderen verstecken sie entweder hinter gepflegtem Standarddeutsch oder stammen aus einer Region, in der man kaum oder keinen Dialekt spricht.

Es gibt beliebte und weniger beliebte, für Nichtsprecher klar vernehmliche, aber auch völlig unverständliche Dialekte, je nach Region. Regionale Mundarten sind allerdings vielerorts vom Aussterben bedroht und geraten zunehmend in Vergessenheit. Doch warum eigentlich?

Durch unseren Medienkonsum und das hohe Maß an Mobilität werden Dialekte zur Kommunikation nicht mehr benötigt; das Hochdeutsche setzt sich durch, da wir uns immer stärker vernetzen. Der Regiolekt hingegen, also Standarddeutsch in sprachlicher Einfärbung, hat es noch etwas leichter. Ihn bekommt man nach wie vor in den meisten Regionen Deutschlands zu hören.

Die Niederdeutsche Sprache, also Plattdeutsch oder kurz „Platt“ ist die Urform aller in Mecklenburg Vorpommern gesprochenen Dialekte. Diese grenzen sich also nicht stark voneinander ab, sondern ähneln sich im gesamten ostniederdeutschen Sprachgebiet. Was heute mehrheitlich zu hören ist, ist Missingsch, eine Mischung aus Standarddeutsch und Platt.

Vom Aussterben bedroht

Die über Jahrhunderte gewachsenen Dialekte als Kulturgut bewahren – wenn das gelingen soll, müssen sie gesprochen und geschrieben werden. In Mecklenburg Vorpommern versucht man auf vielen Ebenen, das „Mekelnborg-Vörpommersch“ Platt weiterhin am Leben zu erhalten. Im Jahr 1998 verpflichtete sich das Land deshalb, an der Förderung von Minderheitensprachen mitzuwirken, zu denen auch das Niederdeutsche gehört. Bis ins 20. Jahrhundert hinein galt es als Alltagssprache im Sprachraum von den Niederlanden bis hin nach Polen, bis sie durch einheitliche Schulbildung und die Stadtflucht vieler Menschen immer mehr verdrängt wurde. 

Platt wurde bald nur noch von älteren Menschen im ländlichen Raum gesprochen. Das soll sich allerdings wieder ändern. Das Plattdeutsche hat mittlerweile wieder an kultureller Bedeutung gewonnen, was nicht zuletzt den Bemühungen einiger Initiatoren von „Platt-Rettungsaktionen“ zu verdanken ist. Inzwischen gibt es an einigen Schulen und auch Universitäten Förderprogramme, die jungen Menschen Platt als Zweitsprache wieder näherbringen soll. Auch an vielen Kindergärten und Grundschulen hat das Niederdeutsche wieder Einzug gehalten und wird durch ambitionierte Erzieher spielerisch vermittelt.

„Hast du wat, dann wor di dat“ – „Wenn du etwas hast, dann bewahre es“, heißt es also im hohen Norden. Und dabei bezieht man sich nicht auf materielle Dinge, sondern auf Gelerntes.

Video: Nur bräsige Fischköppe in Mecklenburg Vorpommern - oder?

Sprachlich überleben in MV

Angst, niemanden zu verstehen, müssen sie aber keinesfalls haben, sollten Sie das erste mal im Norden Ihren Urlaub verbringen wollen. Zudem sagt man dem Mecklenburger ohnehin nach, er würde langsam sprechen – und bestenfalls nur das Nötigste. Auf lange Konversationen über Gott und die Welt, die aktuelle politische Lage oder das Wetter müssen Sie sich also nicht unbedingt einstellen. Dem Mecklenburger würde auch sicher nie ein „Moin moin“ über die Lippen kommen – denn wozu übertreiben, wenn mit einem einzigen „Moin“ oder zumindest „Tach“ alles gesagt ist, was gesagt werden muss? Wie immer bestätigen Ausnahmen natürlich die Regel.

Bei dem Wenigen, was der Mecklenburger von sich gibt, lohnt es sich allerdings, genauer hinzuhören. Denn neben dem allseits bekannten „Schietwetter“ gibt es noch jede Menge andere Vokabeln für den Alltagsgebrauch. Da Plattdeutsch in ihrem Ursprung eine klassische Volkssprache ist, wird ein zartbesaiteter Zuhörer wohl so manches mal die Nase rümpfen, denn eines ist Platt nicht: Zimperlich. Gerade „Meckerbüdels“, also notorische Nörgler, finden im Plattdeutschen wahrscheinlich ihre Bestimmung.

„Du kannst mi an'ne Büx rüken.“ – Wenn Sie beispielsweise diesen Satz hören, dann sollten Sie wohl schleunigst die Beine in die Hand nehmen, denn man möchte, dass Sie den Raum verlassen. Von Spottversen über die ungeliebten Preußen („De Mäkelbörger Büffel schitt de Preußen in de Tüffel.“) bis hin zu einem entschiedenen „Mir reicht’s!“ („Ik heff de Näs vull.“) gibt Platt nun auch wirklich alles her, was der schlechten Laune Ausdruck verleiht.

Aber keine Angst – Hunde die bellen, beißen schließlich nicht und außerdem kann man im Norden auch ganz andere Töne anschlagen! „Wenn man auf plattdeutsch etwas sagt, was einen geärgert hat, ist es nicht so verletzend“, sagte Edda Griebsch, ehemals Beauftragte zur Förderung der plattdeutschen Sprache im Landkreis Celle. Das würden ihr sicherlich die meisten Menschen bestätigen, die zumindest das ein oder andere mal in den Genuss einer Konversation auf Platt gekommen sind.

Spätestens aber ein Zitat von Richard Wossidlo, Nestor der mecklenburgischen Volkskunde, sagt mehr über die mecklenburgische Mentalität aus, als jede andere Beschreibung: „Kopp klüftig, Hand driftig, Hart warm, kann nich verdarben.“ (Kopf scharfsinnig, Hand tüchtig, Herz warm, kann nicht verderben.).

Wenn Sie also das nächste mal in Mecklenburg Vorpommern zugegen sind und Ihren Urlaub in einer der wundervollen Regionen genießen, scheuen Sie sich nicht, das ein oder andere Ohr den Einheimischen zu widmen. Gerade wenn Sie in kleineren Ortschaften unterwegs sind, ob Fischerdorf oder Kleinstadt auf der Seenplatte, bekommen Sie mit etwas Aufmerksamkeit bestimmt den ein oder anderen Satz auf Platt zu hören. Und vielleicht auch versuchen Sie ja auch mal „mitzuschnacken“. Ein Ferienhaus in Mecklenburg-Vorpommern lohnt sich!

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